Hohe Eigenmotivation trotz nachhaltiger Ignoranz der Politik
„Die 4,2 (4,0) wird nicht von einer verdrossenen Berufsgruppe, sondern von hochmotivierten und engagierten Lehrkräften ausgeteilt“, stellte Beckmann klar. Laut Studie gehen in NRW 89 Prozent (91 Prozent) der befragten Lehrer gerne bis sehr gerne zur Arbeit. Wichtig sei es 98 Prozent (98 Prozent) der Befragten, jungen Menschen Wissen zu vermitteln und mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. 89 (90) Prozent interessieren sich für das unterrichtete Fach. 86 (84) Prozent haben diesen Beruf gewählt, weil es ihnen wichtig ist, einen Beruf mit großer Verantwortung und Eigenständigkeit auszuüben. „Die Befragung zeigt hier ganz deutlich die hohe Eigenmotivation der Lehrer. Sie sind es, die momentan im Kontext von zunehmender Heterogenität, steigenden Anforderungen aufgrund von Inklusion und der Flüchtlingsbeschulung Meisterleistungen vollbringen“, lobte der VBE-Landesvorsitzende. Doch müsse im Fokus stehen, dass die mit der hohen Eigenmotivation verbundene Selbstausbeutung der Lehrkräfte keine Lösung dieser vielfältigen und steigenden Herausforderungen sein könne.
Bezeichnend sei: 87 (85) Prozent der Befragten gaben als belastend an, dass Politiker bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht beachten. „Die Ignoranz der Politik, auf der einen Seite öffentlich hohe Anforderungen zu stellen und auf der anderen Seite die notwendigen Ressourcen zu verweigern, ist eine Zumutung“, kritisierte Beckmann. Als weitere Belastung wurde von 69 (66) Prozent der Befragten angegeben, dass außerunterrichtliche Aufgaben, die beständig zunehmen, sich nicht in der Arbeitszeit wiederfinden. Deutlich über die Hälfte der Befragten - 66 Prozent - gaben zudem an, dass es belastend sei, stark heterogene Klassen alleine zu unterrichten (61), in zu großen Klassen zu unterrichten (NRW 63, Bund 59) und dass sie im Umgang mit schwierigen Schülern häufig allein gelassen würden (NRW 52, Bund 53). „Diese Belastungsfaktoren verweisen auf eine zu dünne Personaldecke in den Schulen, auf fehlende Möglichkeiten für eine Doppelbesetzung im Unterricht und auf zu wenig Zeit für den gewollten Austausch im Team. Hier besteht die Gefahr eines Teufelskreises, denn Teamarbeit kann eine entlastende Wirkung haben“, mahnte Beckmann.
Alarmierend sei die deutliche Diskrepanz zwischen den von Lehrkräften als erforderlich angesehenen Unterstützungsmaßnahmen und der tatsächlich vorhandenen Situation. Während 89 (85) Prozent der befragten Lehrer die Einbindung der Schule in ein multiprofessionelles Team aus Sozialpädagogen, Schulpsychologen und medizinische Assistenten zwingend für erforderlich halten, geben nur 55 (59) Prozent der Befragten an, dass es diese Art der Zusammenarbeit an ihrer Schule gibt. Der Vorsitzende bezieht Stellung: „Gerade mit Blick auf Inklusion und Flüchtlingsbeschulung muss diese Lücke dringend geschlossen werden!“ Noch eklatanter falle die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Falle der Gesundheitsprävention - 66 zu 31 Prozent (65 zu 36) - bei Supervision - 61 zu 26 Prozent (63 zu 28) - und Unterstützung beim Zeitmanagement - 57 zu 21 (54 zu 18) - aus. „Die Politik nimmt billigend in Kauf, dass sich Lehrerinnen und Lehrer in ihrem geliebten Beruf verschleißen“, sagte Beckmann.
So sei es auch zu erklären, dass mit zunehmendem Alter der Lehrkräfte der Anteil derjenigen zurückgehe, die den Lehrerberuf jungen Menschen empfehlen würden. Bis zum Alter von 49 Jahren sind es sieben von zehn Lehrkräften, ab 50 und älter tun dies noch rund sechs von zehn. Mit Nachdruck betont Beckmann: „Die Umfrage macht deutlich, dass es auf die Kappe der Politik geht, Lehrerinnen und Lehrer im Verlaufe ihres Berufslebens sukzessive zu demotivieren. Hier muss die Politik umsteuern, indem sie die Gelingensbedingungen im Beruf sichert.“
* Die Zahlen in Klammern geben die bundesweiten Umfragewerte wieder.
Die Forsa Studie zum Nachlesen:
- Berufszufriedenheit Ergebnisse
- Berufszufriedenheit Charts
Pressemitteilung PM 07-2016
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