STAU! – Rettungsgasse bilden!

12.12.2018

Rede des Landesvorsitzenden Stefan Behlau auf der Landeskonferenz am 24.11.2018.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

es freut mich, Sie alle hier begrüßen zu dürfen.

Es freut mich sehr, die Schulministerin des Landes bei uns begrüßen zu können.

Sehr geehrte Frau Gebauer, schön, dass Sie heute bei uns sind, bei den Expertinnen und Experten aus der Praxis. Auch für Sie ist es ja fast ein Heimspiel. Wenn Sie auf den Drachenfels, den Petersberg oder die Löwenburg gehen, können Sie immerhin deutlich nicht nur die Spitzen des Kölner Doms, sondern die gesamte Kölner Skyline sehen. Und Heimatgefühl vermittelt ja immer auch ein wenig Sicherheit – nicht, dass Sie beim VBE etwas zu befürchten hätten, verstehen wir uns da nicht falsch. Aber vor Lehrkräften zu reden ist nie ganz einfach, ich weiß wovon ich rede… Wir sind sehr gespannt, was Sie uns zu sagen haben, vielleicht gibt es ja gute Nachrichten aus Düsseldorf – einen Monat vor Weihnachten darf man sich ja mal etwas wünschen…

Frau Gebauer, vorab möchte ich mich an dieser Stelle auch einmal bei Ihnen bedanken. Bedanken für einen guten, wertschätzenden Umgang miteinander und ein offenes Ohr für unsere Anliegen. Dass bisher noch nicht alle Anliegen angekommen sind, dass es sicherlich auch den einen oder anderen Dissens bei verschiedenen Themenfeldern gibt, liegt in der Natur der Sache. Aber ich habe ja heute auch noch Gelegenheit, gewisse Felder anzusprechen.

Es freut mich, heute den Bundesvorsitzenden des dbb Ulrich Silberbach hier begrüßen zu dürfen: Uli – schön, dass Du hier heute bei uns bist. Und auch für dich gilt ja im Übrigen, auch wenn du mittlerweile in Berlin wohnst, ist das Rheinland deine Heimat. Soviel dann wieder zur Sicherheit, wenn du gleich zu uns über die kommende Tarifrunde sprechen wirst.

Und bevor jetzt alle denken, dass das heute ein Treffen der Rheinländer ist, darf ich an dieser Stelle einen gebürtigen Sauerländer, der dann lange in Ostwestfalen gewohnt hat und nun in Berlin zuhause ist, begrüßen: Unseren VBE-Bundesvorsitzenden und Ehrenvorsitzenden des VBE NRW: Udo Beckmann. Immerhin hast du einige Jahre im Rheinland gearbeitet, aber lassen wir das jetzt: Lieber Udo, eine ungewohnte Situation: Es ist die erste Landeskonferenz, die ich als dein Nachfolger erlebe: Schön, dass du da bist.

Vor zwei Wochen haben wir als VBE unsere Studie zur Werteerziehung vorgestellt. Als Lehrerverband wissen wir, wie wichtig es ist, dass die Schülerinnen und Schüler Haltungen entwickeln.

Ein erfreuliches Ergebnis der VBE-Studie ist, dass es eine große Übereinstimmung zwischen Elternschaft und Lehrkräften gibt, in der Formulierung der Ziele, die Schule zu erreichen hat.

Aber ernüchternd ist leider, dass beide Gruppen ebenso darin übereinstimmen, dass diese Ziele nicht ausreichend in Schule erreicht werden können.

Einfach gesagt: Der Anspruch, den Lehrkräfte und Eltern an Schule stellen, ist hoch. Er kann nur leider nicht erfüllt werden. Und das verwundert nicht.

Schule hat sich verändert in den letzten Jahren. Die Ansprüche, die die Gesellschaft und auch die Politik an Schule stellen, werden immer höher. Aber die Ressourcen, die der Schule zur Verfügung gestellt werden, die erhöhen sich nicht in demselben Maße. Das kann nicht gut gehen.

Ich möchte an dieser Stelle die Schulpolitik mit dem Baustellenmanagement vergleichen, wie wir es aus der Verkehrspolitik kennen:

Hohe Ansprüche an Flexibilität, guter Verkehrs- sprich Informations- oder Bildungsfluss, das Ganze aber im ständig laufenden Betrieb, mit unzureichenden Mitteln ausgestattet. Allzu oft nur ein oberflächliches Flicken von Löchern im Asphalt, während gleichzeitig neue Baustellen eröffnet werden; Baustellen, die oft leer stehen, weil Fachkräfte fehlen.

Dann muss sich niemand wundern, wenn es Stau gibt.

Was fehlt, ist der Blick auf das große Ganze, das gesamte Streckennetz.

Was fehlt, ist eine nachhaltige Analyse aller Verkehrs- also Bildungswege, um den Verkehrsfluss wieder zu erhöhen, sprich den Weg zur angestrebten „weltbesten Bildung“ einzuschlagen.

Was fehlt, ist endlich eine echte Wertschätzung für Bildung!

Im Bildungsland NRW gibt es unzählige Baustellen, unzählige Herausforderungen, die immer wieder für Staus sorgen, frustrierende Umleitungen oder Umwege verursachen, in Einbahnstraßen münden oder so manche Irrfahrt einleiten.

Ein gutes Baustellenmanagement berücksichtigt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, stellt das bestmögliche Werkzeug zur Verfügung und beginnt mit der Bauphase erst nach der Erarbeitung ausgefeilter Baupläne.

Mit angemessener Ernsthaftigkeit wurden die Baupläne für die Baustelle G9 angegangen und bisher macht der Rohbau auch einen guten Eindruck, wenn auch noch viele Gewerke umzusetzen sind und noch nicht die gesamte Konstruktion stimmig ist.

Frau Gebauer, es ist richtig, dass Sie sich hier nicht treiben ließen von Initiativen, die glaubten, dass eine Rückkehr zu G9 einfach nur beschlossen wird und dann quasi auf Knopfdruck funktioniert. Qualität vor Schnelligkeit, das haben Sie hier berücksichtigt und das haben wir, das hat der VBE,auch immer gefordert bei dieser Thematik. Genau durch diese Ernsthaftigkeit haben Sie es geschafft, dass G9 nahezu entemotionalisiert worden ist.

Qualität vor Schnelligkeit – eigentlich also ein probates Mittel, große Baustellen anzugehen. Ein probates Mittel, und letztlich das einzig Wirksame, um eine gelingende Schulpolitik mit einem Blick auf das große Ganze zu gestalten.

Aber leider wird dies anscheinend durch die regierenden Parteien im Landtag nicht so gesehen…

Auf der Überholspur und mit laufendem Warnblinker, sozusagen als Drängler, raste Mitte des Jahres ein Antrag zur Realschule durch den Landtag. Es gab keine Autobahnpolizei, die ihn aufhielt, keine Möglichkeit der verkehrsberuhigenden Maßnahme.

Ohne Beratung im Schulausschuss, ohne eine echte konstruktive Anhörung durch Expertinnen und Experten, ohne eine wirkliche Abwägung von Für und Wider beschloss der Landtag eine Erweiterung des § 132c, nämlich die Einrichtung eines Hauptschulbildungsgangs ab dem Jahrgang 5 an Realschulen.

Sie Frau Gebauer als Bauleiterin und ihre Planer und Handwerker im MSB dürfen jetzt etwas umsetzen, das zwar von den Bauherren gewünscht ist, von dem aber fast alle wissen, dass dafür die nötige Statik fehlt.

Der Thematik des wegbrechenden und in einigen Regionen schon komplett weggebrochenen Hauptschulbildungsgangs muss mindestens die gleiche Ernsthaftigkeit gewidmet werden wie der Rückkehr zu G9. Und genauso wie bei der Wiedereinführung von G9 berücksichtigt wurde, dass eine einfache Rückkehr zu alten, seligen Zeiten des Halbtagsgymnasiums mit den ehemaligen Lehrplänen nicht nur nicht zeitgemäß, sondern auch ein schwerwiegendes Versäumnis wäre, genauso muss doch erkannt werden, dass eine Wiedereinführung der Verbundschule durch die Hintertüre weder für den notwendigen Schulfrieden im Land sorgt und schon gar nicht für eine ausgeprägte Bildungsgerechtigkeit oder aber „weltbeste Bildung“ stehen kann.

Der VBE NRW fordert an dieser Stelle eindringlich, dass Schulpolitik alle Schülerinnen und Schüler in den Blick zu nehmen hat und nicht ausschließlich diejenigen, die das Glück haben, dass ihre Eltern wissen, wie politisch Druck ausgeübt werden kann.

„Kein Kind zurücklassen“ – das ist keine Forderung aus alten, vergangenen Tagen, sondern eine Mahnung, Aufforderung und nachhaltige Aufgabe von Schul- und Bildungspolitik. Eine Aufgabe, die, wenn sie nur unzureichend bearbeitet wird, der Gesellschaft in Zukunft sehr teuer zu stehen kommen wird.

Durch die Talentschulen versuchen Sie, Frau Gebauer, versucht die Landesregierung, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Vorweg: Ich finde das Vorhaben aller Ehren wert, spüre den guten Willen, der dahintersteckt und ich weiß, dass in diese Schulen enorme zusätzliche Mittel fließen. Ich finde es auch gut, dass – anders als es noch im Wahlprogramm der FDP stand – fast alle Schulformen sich jetzt daran beteiligen können. Man merkt, dass hier zugehört wurde und fast die gesamte Bildungslandschaft in den Blick genommen wurde und Talent anscheinend doch nicht mit Abitur gleichgesetzt wurde, denn diesen Eindruck konnte man anfangs durchaus haben. Ich verstehe auch, dass dies ein Modellprojekt ist und deswegen nicht sofort alle Schulen gleichermaßen profitieren können.

Jetzt kommt dann natürlich mein Aber, das konnten Sie sich sicherlich schon denken…

Aber warum glaubt Politik immer noch, dass der Mechanismus des Wettbewerbs auch für Schulen gilt?

Warum werden hier Schulen, die in sogenannten sozialen Brennpunkten liegen, die anerkanntermaßen schon eine große Herausforderung jeden Tag aufs Neue bewältigen, die eine wertvolle Arbeit im Quartier mit und an den Schülerinnen und Schülern leisten, warum werden diese Schulen, über die sie im Ministerium und auch die Schulträger und die untere Schulaufsicht genügend Daten haben bezüglich Sozialindizes, Ergebnissen bei Vergleichsarbeiten und Abschlussprüfungen, Stellenbesetzung und Krankheitstagen der Kolleginnen und Kollegen, Berufswahlsiegel und KommMit-Plaketten und auch Ergebnisse der Qualitätsanalyse, warum werden diese nun in ein neues Auswahl- und Bewerbungsverfahren geschickt, das möglicherweise für mehr Frust sorgt, wenn es nicht erfolgreich verläuft.? Wozu dann die Datensummen im MSB? Es bleibt so oder so, Expertenkommission hin oder her, scheinbar objektivierte Auswahlkriterien – geschenkt, es bleibt eine politische Entscheidung – dann muss Politik diese Entscheidung auch treffen, anstatt noch mehr zusätzliche Arbeit in den betroffenen Schulen zu schaffen!

Mein zweites Aber geht so:

Aber, wenn die Talentschule ein Modellprojekt ist, das professionell evaluiert wird; dann erwarte ich nach einer positiven Evaluation, die nicht zu lange auf sich warten lassen sollte, auch schließlich und endlich die Übertragung der Mehrressourcen auf alle Schulen, denn Talente zu fördern ist Aufgabe jeder einzelnen Schule in NRW; und deswegen habe ich persönlich auch eine Abneigung gegen den Namen und stelle fest:

Jede Schule in NRW verdient angemessene Rahmenbedingungen, denn jede Schule in NRW ist eine Talentschule.

Mein letztes Aber:

Aber ich habe ja gesagt, dass fast die gesamte Bildungslandschaft in den Blick genommen wurde. Glaubt die Landesregierung, dass es an Grundschulen keine Talente gibt, oder warum ist diese Schulform von dem Modellprojekt ausgeschlossen?

Ach nein… hier kommt ja eine weitere Baustelle, vielmehr ein Bauplan zum Tragen: Der Masterplan Grundschule.

Schauen wir uns also die Baustelle „Grundschule“ an.

Analysen können helfen, um unbekannte Schwachstellen ausfindig zu machen. Analysen können helfen,wenn auf deren Grundlage praxisnahe Schlüsse gezogen werden. Die erste Reaktion auf die IQB-Studie von Ihnen, Frau Gebauer, sorgte für eine gewaltige Empörung.

Vor rund einem Jahr kündigten Sie an, die Lehrmethoden der Grundschule zu prüfen. In Zeiten des eklatanten Lehrkräftemangels und der auch sonst vielerorts spürbar unzureichenden Ressourcen war dies eine Äußerung, die zurecht die Kolleginnen und Kollegen verärgerte.

Als Vertretung der Expertinnen und Experten aus der Praxis reagierten wir sehr deutlich. Ein Offener Brief, verfasst von meiner Kollegin Anne Deimel, und unsere Onlinepetition „5 nach 12“ sorgten für ein ordentliches Medienecho.

Bei einer persönlichen Übergabe von über 19.000 Unterschriften für eine Stärkung der Grundschule an Sie und in persönlichen Gesprächen konnten wir die Forderungen aus der Praxis transportieren.

Auf die Veröffentlichung des Masterplans Grundschule warten wir mit großer Spannung. In der kommenden Woche sind wir zur Beratung eingeladen. Wir hoffen und wie oben bereits gesagt: Bald ist ja auch Weihnachten.

Frau Gebauer, ich sage es mit den Worten meiner Kollegin Anne Deimel:

Setzen Sie einen Masterplan Grundschule um, der die Wertschätzung der Arbeit der Grundschullehrkräfte im Fokus hat. Die Lehrkräfte werden es deutlich wahrnehmen und alle Schülerinnen und Schüler werden sich mit guten Leistungen bedanken.

Schauen wir uns die Baustelle Inklusion im Bildungsland NRW kurz an. Im Vergleich zur Vorgängerregierung muss ich zunächst positiv feststellen: Frau Ministerin, Sie haben als neue Bauleiterin erkannt, dass die Brechstange nicht das geeignetste Werkzeug für die Herausforderung der schulischen Inklusion ist. Das ist schon ein deutlicher Fortschritt im direkten Vergleich zu Ihrer Vorgängerin.

Sie präsentierten uns neue Baupläne, die zwar nicht identisch mit unseren sind, aber wir sind im Dialog. Wir begrüßen ausdrücklich, dass Sie die Förderschule als einen Weg weiterhin mitdenken.

Leider wurde auch hier die Schulform Grundschule komplett ausgeblendet, oder wurde sie gar vergessen… Aber nein, das ist ja bestimmt auch Inhalt des Masterplans…

Nun denn: Eine neue Bauphase der schulischen Inklusion wurde von Ihnen eingeleitet. Über die Möglichkeiten, die Wege zu sanieren lässt sich wahrlich streiten. Unstrittig ist: Bis zur nötigen Doppelbesetzung in allen Schulen ist noch viel zu tun. 

Und zudem weise ich auch ausdrücklich darauf hin, dass bei allem Lob über die zukünftige Planung die bereits im Betrieb befindlichen Kolleginnen und Kollegen und Schülerinnen und Schüler nicht vergessen werden dürfen.

Eine Umsteuerung ab 2019/2020 ist für die Zukunft hilfreich, aber Unterstützung brauchen wir auch schon jetzt!

Eine weitere Dauerbaustelle ist die Digitalisierung. Hier erfolgte ein Austausch mit den Arbeiterinnen und Arbeitern vor Ort. Es ist sicherlich deutlich geworden: Ohne das richtige Werkzeug, ohne ausreichend Geräte kann Digitalisierung in Schule nicht gelingen.

Dabei sind wir an anderer Stelle bereits im digitalen Zeitalter angekommen: Wenn es um die Erfassung des Unterrichtsausfalls geht. Das ist keine Baustelle, das ist eine vorsätzlich geplante Ruine.

Ich habe bereits gesagt, dass eine zielführende Analyse helfen kann, um unbekannte Schwachstellen ausfindig zu machen. Bestandaufnahmen bereits bekannter Schwachstellen helfen allerdings nicht, sie halten auf.

Die Leverkusener Brücke ist kaputt. Das muss auch eine neue Landesregierung nicht nochmals feststellen.

Es ist bereits lange bekannt, dass es zu wenig Personal gibt. Es ist bereits lange bekannt, dass wir mehr Personal benötigen. Es ist nicht kompliziert: Ohne ausreichend Personal fällt Unterricht aus. Warum müssen wir das jetzt auch noch festhalten. Und was mich besonders geärgert hat: Seit Jahren fordern wir, dass die Anrechnungsstunden und die Schulleitungsentlastungen für sinnvolle und dringend notwendige Tätigkeiten angehoben werden – gerade in den Grundschulen. Immer wurde gesagt: Das geht nicht. Kein Geld! Dann kommt diese unsinnige Zählung – war schließlich ein Wahlkampthema und steht in den zehn Geboten, tschuldigung im Koalitionsvertrag –  und schwupps, kommen Anrechnungsstunden in den Schulen an. Sie glauben gar nicht, wie sehr so etwas frustriert.  Das Zählen des ausgefallenen Unterrichts ist der Politik mehr wert als die Entlastung für Beratung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern: So kommt das an in den Schulen!

Wenn ich nur marode Brücken habe, können Übergänge nicht gelingen. Wenn es nicht ausreichend Auffahrten und Zubringer gibt, ist jede noch so großartig asphaltierte vierspurige Autobahn eine Straße ohne Anschluss an das ganze Land.

Doch gerade auf die Zufahrtswege, die kleinen Straßen, die Bundesstraßen und Landstraßen kommt es an, auf die Bahnhöfe und auf den Öffentlichen Personen Nahverkehr, wenn dies alles nicht mitgedacht wird, bleiben ganze Regionen abgeschnitten.

Nordrhein-Westfalen lebt aber von seinen Regionen und nicht nur von den Ballungszentren. Wir brauchen flexible Modelle vor Ort, um alle Menschen, und ganz besonders die Kinder und Jugendlichen, bewegen zu können!

Und die Kinder und Jugendlichen benötigen vor allem eines und das nicht nur ausreichend,   sondern auch grundständig ausgebildet: Lehrerinnen und Lehrer.

Der Personalmangel ist und bleibt die größte Baustelle im Bildungsland Nordrhein-Westfalen.

Wie eng diese Baustelle mit der Besoldungsfrage verknüpft ist, das zeigt die hauseigene Bedarfsprognose unmissverständlich. Nach Angaben des Ministeriums für Schule und Bildung wird es in den nächsten zehn Jahren allein in unserem Bundesland Nordrhein-Westfalen einen Mangel von 15.000 Lehrkräften geben. Dabei handelt es sich genau um die Lehrämter, die ein deutlich geringeres Einstiegsgehalt aufweisen als alle anderen Lehrämter.

Wir fordern A13 für alle Lehrkräfte in allen Schulformen!

Sehr geehrte Ministerin,

die Kolleginnen und Kollegen der Sekundarstufe I und der Grundschule sitzen schon zu lange im Stau auf der A13. Es ist überfällig, diese Gerechtigkeitslücke zu schließen. Es geht um mehr als eine rechtliche Frage und es geht um mehr als gleichwertige Arbeit: Es geht um Wertschätzung.

Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten in Zeiten des Lehrkräftemangels sehr deutlich über ihre Belastungsgrenzen hinaus und leisten tägliche eine starke Arbeit in allen Schulen des Landes.

Frau Gebauer, ich weiß, dass unsere Forderung nach einer höheren Wertschätzung auf Ihre Zustimmung trifft. Mir ist auch bewusst, dass dies eine Entscheidung ist, die letztlich durch die gesamte Regierung getroffen werden muss, ich kann Ihnen aber auch nur sagen:

Die Ungeduld und die Unruhe und die Unzufriedenheit wachsen zunehmend. Sie wissen auch dies; Sie als unsere Ansprechpartnerin in der Regierung möchte ich deshalb dringend bitten, diese Botschaft der Lehrkräfte in die Staatskanzlei – sofern der MinisterpräsidentP gerade mal nicht in Berlin ist - zu tragen. Ich sage ausdrücklich Staatskanzlei, denn in der Jägerstraße, im Finanzministerium darf und kann diese Entscheidung nicht getroffen werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich verspreche Ihnen: Wir bleiben hartnäckig, bis diese Ungerechtigkeit behoben wurde. Wir bleiben aufmerksam in der Beobachtung aller Baustellen im Bildungsland NRW.

Vielen Dank.

Rede: Stefan Behlau, 24.11.18

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